Samstag, 3. November 2012

Epilog

Liebe Leser,
So, inzwischen bin ich seit mehr als einem Monat wieder "off trail". Alles ist anders und ich befinde mich in der sogenannten "re-entry" Phase eines thru-hikes, die es wirklich in sich hat.

Fange ich mit dem leichtesten an: Mein Hunger war ziemlich schnell wieder normal, Gottseidank, und ich erfreue mich an deutschem Brot, Hüttenkäse und Kohlrabi und einfach am selber kochen an sich. Seit zwei Wochen tun meine Füße beim Aufstehen nicht mehr weh und  meine Sehnen und Gelenke haben sich wieder entspannt. Wir hatten zum Schluss alle den sogenannten "hiker hobble" oder auch "pimp-walk": Man steht auf und fühlt sich wie ein Tattergreis und humpelt erstmal erbärmlich umher, bis sich alles wieder eingerenkt hat.
Meine Hobbitfüße verabschieden sich auch grad wieder auf mehr oder weniger spektakuläre Art und meine ganze Sommerbräune ist schon fast wieder weg.
Ich bin überrascht, dass sich der Hiker-Hunger so fix stabilisiert hat, ich bin jetzt eigentlich nie mehr wirklich hungrig. Denn "hungrig" ist relativ: Hier zwickt vielleicht mahr der Magen oder einem tropft der Zahn, aber man ist nicht mehr tagelang mit jeder Faser im Körper HUNGRIG und fantasiert von Törtchen. Solch einen Hunger hatte ich vorher noch nie erlebt; der Körper hat den Stoffwechsel irgendwann so hochgefahren, dass man ständig am Limit balanciert. Ich wurde so ab der Sierra langsam, träge und unkonzentriert schon bevor das eigentliche Hungergefühl einsetzte und dann war es immer höchste Zeit für einen Snack. Und danach ging es zackzack ganz leicht den Berg hoch. Als ob ich wie ein Auto immer wieder aufgetankt werden musste, ohne Reservelampe allerdings.

Schwieriger zu beschreiben ist die Umstellung vom vagabundierenden Waldschrat zurück zum Stadtmenschen. Nachts vermisse ich das Geschnarche und Gewühle meiner Kumpels, das Knacken und Rascheln der Tierchen und die eisige Luft um die Nase. Es ist zu still im Zimmer, stickig und zu viel Platz im Bett. In meinen Träumen gehe ich immer noch, und wenn ich mit der Bummelbahn sieben Stunden lang vom Norden nach Sachsen gondel fühlt sich das besser und normaler an als der Blick aus meinem Fenster und den immer gleichen Wänden. An die Menschenmassen und die vielen Leuten mit ihren maskenhaften, geschminkten Fassadengesichtern habe ich mich fast wieder gewöhnt. Das ärgert mich dann, denn ich will die Erinnerung an die leuchtenden Augen der hiker nicht vergessen und muss mich immer wieder weigern, mich selbst wieder in meinen Großstadtpanzer zu verkriechen. Also quatsche ich weiterhin mit jeder kleinen Oma im Supermarkt und bleibe befremdet von kreischenden, kichernden Gänsen mit unsicherem Blick.

Ich fühle mich so anders als alle, weil ich natürlich weiß, was ich das letzte halbe Jahr gemacht habe. Wenn ich jemand neuem davon erzähle, ist es einfach unmöglich, klar zu machen, w a s ein thru-hike ist und was er mit einem macht. Man latscht ja nicht einfach so ein bisschen umher.
So müssen sich Superman und Spiderman fühlen, wenn sie sich hinter ihren Hornbrillen inkognito geben und ihren normalen Alltag bestreiten und keiner ihre Superkräfte sieht. Nicht dass ich mich wie ein Held fühle, aber ich habe eine neue Dimension gewonnen die keiner begreifen kann, der sie nicht auch hat.

Der Trail, das ewige Laufen und das Leben in der Wildnis waren mein Zuhause geworden. Am Anfang hatte ich (und eigentlich jeder zivilisierte Mensch) so eine romantische Vorstellung von der Natur und vom Wandern. Ach, jeder Sonnenaufgang ist so unendlich schön, die Vögel zwitschern lieblich und jeder Busch wirkt wie von Gottes Hand pittoresk drapiert. Irgendwann verschwindet das und man schlägt auf dem Boden der Tatsachen auf. Die meisten gehen einen Tag, eine Woche oder gar drei in die "Wildnis" und lassen die "Seele baumeln". Und dann fahren sie in die Sicherheit zurück, wo es genug zu Essen, sauberes Wasser, Ärzte und eine käferfreie Wohnung gibt. Uns blieb das nicht und man lernte langsam, dass es der Natur total egal ist, ob man gerade da ist oder nicht. Man ist abhängig. Abhängig vom Wetter, dem Wasser, der Gunst der Tiere und völlig für sich selbst verantwortlich. Jeder noch so kleine Fehler kann sehr sehr schmerzhaft werden. Eigentlich ist man der Natur noch nicht mal egal, sie will einem an den Kragen und man muss sich aktiv schützen. Und gewöhnen. Auf vieles haben wir nicht verzichtet, sondern uns einfach umgestellt: Es fiel mir nicht mehr auf, wenn ich überall vor Dreck starrte, jedes überflüssige Hygieneritual wurde wegrationalisiert. Zähneputzen und Waschen verbraucht Wasser, das muss man tragen und sollte es lieber trinken. Wenn mir Spinnen, Ameisen oder Käfer nachts durch den Schlafsack krabbelten, wurden sie maximal unwirsch rausgesammelt. Mein Abwaschwasser habe ich einfach getrunken, nachdem ich maximal mit dem Finger kurz im Topf umgerührt hatte, selbst ein Lagerfeuer war irgendwann zu aufwendig. Die Tiere wurden meine Brüder, die Bären wie unsere Seelenverwandten, die Elk haben Schlaflieder und Weckrufe gesungen und die Chipmunks waren wie streitsüchtige Nachbarn.
Wenn man sich daran nicht gewöhnen kann, wird die schöne Natur auf die Dauer unerträglich. Also verschwindet die Romantik und langsam aber sicher ändert man sich selbst und wird ein Teil des "da Draußen". Ein bisschen wilder, ein bisschen sicherer, ein bisschen echter.
Bestes Beispiel dafür ist das Zelt. Während ich am Anfang das Zelt nur dann nicht aufstellte, wenn ich abends einfach keinen Platz dafür fand, wurde es später nur noch aufgebaut, wenn akut Regen drohte. Und selbst dann hatte ich den Boden und das Fliegennetz schon gar nicht mehr mit und das Zelt bestand lediglich aus einem Tarp. Während ich am Anfang unter freiem Himmel nicht wirklich gut schlief, bei jedem Knistern und Knacken aufschreckte, schlief ich nachher in jeder Felsspalte und nebem einem Gletscher wie ein Baby, die Sternchen blinkten mich in den Schlaf und die Eichhörnchen bewarfen mich zum Aufstehen mit Tannenzapfen. Den Schlafsack machte ich nichtmal zu und wachte morgens meistens mit dem Gesicht im Waldboden auf. Das ist für mich weder romantisch schööööön noch eklig oder unangenehm, sondern einfach eher heimelig und normal geworden.
Anderes Beispiel: Mr. Pibb, MadDog Murph und ich setzten und zum Mittag an einen hübschen kleinen Bergsee im Lassen Nationalpark. Unsere Rucksäcke explodierten haufenweise Junkfood, wir rissen schmutzige Witze und MadDog holte schließlich sein Iphone heraus und spielte schlechten Technopop aus Frankreich. Die anderen Nationalparkbesucher, sogenannte "dayhikers", wandelten andächtig den Weg entlang, unterhielten sich wenn dann flüsternd, atmeten tief ein und aus und guckten jeden Stein und jeden Busch penetrant an. Und dann fragten sie sich, wer denn diese ungehobelten Hobos dort drüben wären. Und wir dachten: "Hey, wir wohnen hier! Habt ihr einen Keks?"
Manchmal tauchten diese dayhiker auch ganz unvermittelt auf. Meistens erzählt man sich den lieben langen Tag Geschichten mit seinen hikerbuddies, lacht und grölt viel dabei. Einmal schockte ich eine kleine Familie, die uns plötzlich entgegenkam, als ich grade laut lachend zu Mr. Pibb rief: "... and you know, she had this gigantic, HUGE ass!!" Vorbei das idyllische Panorama.


Ich vermisse die Einfachheit. Den kleinen übersichtlichen Rucksack. Den stetigen Rhytmus, der durch meinen Körper schlägt. Die hiker ganz besonders. Nirgends sonst findet man so strahlende, intensive, glückliche, vor Enthusiasmus förmlich sprühende Menschen. Wenn einem mal das Strahlen ausging wusste man: der bricht bald ab. Auch anderswo gibt es glückliche Menschen, die ihre Träume leben, aber die hiker treten natürlich erstens geballt auf und zweitens verstecken sie Ihre Freude nicht. Sie haben keine Hemmungen, keinen Panzer und selbst der schüchternsde, sonst griesgrämige Eremit erzählt dir sofort seine Lebensgeschichte, wenn du ihm einen Keks reichst (Kekse sind wichtig) und die Ohren aufsperrst.

Auch wenn ich also zum Schluss dachte, ich hätte auf das nie enden wollende Gelatsche und die schiere Anstrengung jeder Minute keinen Bock mehr und würde erstmal nicht wieder länger wandern wollen, so bin ich jetzt schon fast felsenfest davon überzeugt, dass das nicht mein letzter long-distance-hike war. Diese berauschende Freiheit und das Lebensgefühl eines thru-hikers sind einfach unschlagbar. Auch wenn mein "normales" Leben ziemlich gut ist und ich auch weiterhin spannende Dinge vorhabe, so bleibt "The Trail" doch immer im Hinterkopf herumspukend.

Magisch. Episch.

Samstag, 29. September 2012

Liebe Leute,
Es ward vollbracht!!
Gegen Mittag am 26. September dachte ich mir: "Hey, das ist ja eine lustige Schneise in den Baeumen!!" und stolperte voellig unerwartet vor das Grenzmonument. Die Amis sind tatsaechlich krass genug, um eine etwa strassenbreite Schneise entlang der gesamten Grenze zu Kanada in den Wald zu schlagen...
Mit von der Partie waren Quest, Rem, Rubylocks aus Neuseeland und das "Thunderchubs" Trio Gilch, Minus und Kegel. In Manning Park haben wir dann noch die beiden Japaner Masa und Kanji aufgegabelt (mein ganzer Respekt an dieser Stelle an Masa: dieser krasse Typ hat auf dem ganzen weg mehr als 30 Kilo Gepaeck geschleppt und dabei 4 Rucksaecke geschrottet und alle Ultralighter alt aussehen lassen).

Die letzten Tage seit Snoqualmie vergingen wie im Flug. Wir hatten weiterhin Bombenwetter und es wurde sogar wieder warm. So schoen sehen die meisten thru hiker Washington nie; wolkenlos mit schneebedeckten Gipfeln in allen Formen, goldgelben Laerchen und Huckleberrybueschen in allen Toenen von rostrot ueber magentapink bis lila verfaerbt...
Die Strecke von Snoqualmie bis zur Grenze hatte es aber nochmal in sich, viel auf und ab und schlechter, ueberwucherter Trail. Ausserdem mussten wir die Etappe zwischen Skykomish und Stehekin extra schnell laufen, da die Post mit unseren Futterpaketen an dem Wochenende, wo wir ankommen sollten nur eine Stunde lang mittags aufhatte... das fiel uns aber erst auf, nachdem wir entspannt in Skykomish einen halben Tag verdaddelt hatten und dazu noch 2 Stunden brauchten, bis uns endlich eine liebe Seele zurueck zum trail fuhr. Der lezte hitch war doch tatsaechlich der schwerste! Also mussten wir entsprechend an dem Tag noch 10 Meilen laufen und dann je 26, 27, 28, und 9 am Samstag... das war ziemlich brutal, mit besagtem Terrain. Am letzten Tag sind wir tatsaechlich um 4 Uhr morgens aus den Federn, um kurz vor 5 auf dem trail, um es rechtzeitig zum 9 Uhr Bus nach Stehekin zu schaffen.
Aber der Reihe nach: Das tollste auf dem Abschnitt zwischen Snoqualmie und Skykomish war eine magische Baerenbegegnung. Quest und ich zuckelten eines morgens froehlich schnackend so vor uns hin, als es ploetzlich links vom trail gewaltig in den Bueschen krachte. Ich dachte noch: "Ach ja, mal wieder ein Baer" und sperrte die Augen auf, als es rechts von uns in den Baeumen ganz entzueckend bloekte und ich ein Baerenjunges in einer Tanne haengend sah! Wir also: "Scheisse!! Mama links, Baby rechts, schnell den Rueckwaertsgang einlegen!"
Wir haben uns also mit noch 2 anderen hikern die von hinten ankamen hinter einer Kurve versteckt um dem Baby Gelegenheit zu geben, vom Baum runterzukraxeln und zu Mama zurueckzuhuscheln. Ich hatte noch nie ein Baerenkind erlebt und lasst euch sagen: Die quaeken und bloeken und schnaufen ganz wahnsinnig niedlich!! Es war auch noch ziemlich klein und flauschig. Irgendwann haben wir es dann krachen und trampeln hoeren und haben uns wieder um die Kurve getraut... und das krasseste war, dass wir dann links unten die Mama gesehen haben, mit sage und schreibe DREI kleinen Baerchen!! Deshalb hatte sie wohl auch das kleine rechts im Baum nicht so heftig verteidigt, wie wir erwartet hatten. Umwerfend. Die Baerin guckte nur ganz stoisch zu uns hoch, waerend die kleinen die Baeume hoch und runter gesaust sind!
Die meisten Baeren auf dem Trail, die meisten Tiere ueberhaupt, habe ich in Washington gesehen.

In Skykomish gab es die letzten Trail Angels auf dem Weg, Jerry und Andrea Dinsmore. Klasse Leute. Wir kamen abends an und hatten kaum unsere Rucksaecke abgesetzt, als uns ein Hamburger in den Mund gestopft wurde, man eine riesen Umarmung von Andrea bekam und ein Willkommensfoto gemacht wurde. Besonders Jerry gab einen perfekten Bilderbuchamerikaner ab: Mit Bierbaeuchlein, Hosentraegern, Holzfaellerhemd und einer Zigarre im Mundwinkel, im Hintergrund ein klappriger Traktor. Ganz herzliche Leute, da sie selber keine Kinder haben, adoptieren sie seit Jahren thruhiker und auf ihren Autos ist das Nummernschild je "pctmom" und "pctdad". Andrea waescht einem die Waesche, es gibt frische Baumwollklamotten, eine Dusche mit jede Menge Shampoo und sogar Spuelung (ace!!) und Jerry angelt einem das Versorgungspaket aus der Garage. Meins hatte leider ein etwas dubioses Loch, dass sich in meiner einen Kekstuete fortsetzte... nicht so schlimm, zum Ende hin hatte ich fast mein gesamtes Essen ueber und dann war es um die Kekse nicht so schade, die haetten eh nach Karton geschmeckt.
In Skykomish haben wir allerdings auch rekordmaessig getafelt: Vor 3 Uhr hatte ich einmal Fruehstueck (Eier, French Toast und Speck) mit jede Menge Kaffee, ein gegrilltes Sandwich und einen RIESIGEN Burger mit allem moeglichen drauf. War einer der Besten auf dem Trail.

Nach dem spektakulaeren Dauerlauf nach Stehekin haben wir uns dort einen "nearo" gegoennt. Stehekin ist ein sehr besonderes Oertchen: es ist von der Aussenwelt nicht mit dem Auto erreichbar, nur ueber Trail zu Fuss oder mit dem Schiff ueber den Lake Chelan. Innerhalb des langgestreckten Doerfchens gibt es aber Autos und eben besagten Bus, der einen vom Trail zum Anleger faehrt und zwischendrin an der sagenumwobenen Baeckerei haelt. Es war wahnsinnig witzig, wie etwa 12 verlotterte hiker johlend aus dem Bus in die nette Baeckerei gestuermt sind und dort mit leuchtenden Augen und wild fuchtelnd die Baeckerinnen geknechtet haben... "One of these, please! and a cinnamon roll! No wait! Make that three! What's this? Can I get a coffee??!" und so weiter.
Ich muss sagen, auch mit deutschem Baeckereistandard im Hinterkopf war die Baeckerei ziemlich gut, besonders die Cinnamon rolls. Eine wog etwa ein halbes Kilo und ich hab auf den letzten Abschnitt fuer jedes Fruehstueck eine mitgeschleppt. Wahrscheinlich hatten die Dinger auch gute 1000 Kalorien pro Stueck, das haut eine ordentliche Delle ins Blech.
Zufrieden mampfend wurden wir dann zurueck in den Bus verfrachtet und dann zum Biobauern gekarrt wo es frisches Obst und Ziegenkaese und Ziegenjoghurt gab. Ich hab mir einen Liter Joghurt gegoennt, ihr glaubt nicht wie geil der geschmeckt hat!! Vollfett und mit ein bisschen Ziegenmilchgeschmack, leeeecker! Der Liter war noch am selben Tag weg. Da haben selbst die Hikerkerle gestaunt.
Am naechsten Morgen hat der Bus dieselbe Tour nochmal gefahren, wieder dasselbe Spielchen in der Baeckerei. Ich glaube, die Maedels dort sehen den Bus kommen und muessen dann schnell ins Sauerstoffzelt, damit sie das ueberleben... die haben da noch nichtmal Preisschilder an den Sachen, weil das auch voellig egal ist, so ein Laden ist fuer uns wie Geburtstag und Weihnachten zusammen. Man muss beachten, dass wir uns die Wochen davor immer nur an Tankstellen und Frittenbuden entlangehangelt hatten.

Ausserdem kann ich nun sagen, dass ich mal neben einem Gletscher geschlafen habe (es war dunkel und es gab dort ein flaches Plaetzchen, zu faul zum Zelt aufschlagen. Ziemlich cool. Und ich habe ein paar Pikas gesehen. Das sind wahnsinnig niedliche Tierchen, sie sehen aus wie eine Kreuzung zwischen einem Koala und einer Maus. Etwa so gross wie ein Meerschweinchen, kein Schwanz, hellgrau und mit grossen runden Ohren sitzen sie gerne auf Steinfeldern und piepsen vor sich hin. Suuuuueeeess!


Nachdem ich also voellig emotional unvorbereitet in Kanada aufgeschlagen bin, pendeln die Gefuehle zwischen Jubel und Traurigsein. So ganz habe ich es immer noch nicht begriffen, dass das Nomadendasein nun zuende ist und ich mich wieder in die "echte Welt" integrieren soll. Ein halbes Jahr reicht voellig, um das Dasein und den Alltag umzukrempeln, selbst meine Traeume spielten sich zum Schluss auf dem Trail ab.
Ein paar Tage bleiben mir aber noch, in denen ich zwischen den Welten haengen kann und so tun kann, als ob ich nur ein paar zeros mache, bevor ich wieder mein Rucksaeckchen packe und meine aechzenden Knochen auf den Trail schwinge.
Aber selbst wenn der Trail endlos waere, merkt man, dass der Herbst und der Schnee vor der Tuer stehen. Und mein Koerper ist auch ziemlich am Ende, alle Sehnen und Muskeln in den Beinen fuehlen sich steif und kurz an und die Powertage vor Stehekin haben echt geschlaucht auf dass ich wieder Fussschmerzen wie am Anfang hatte. Man sollte meinen, dass die irgendwann aufhoeren, aber nein, man gewoehnt sich einfach irgendwann daran.

Abschliessend hier noch ein paar lustige Fakten:
Ich habe 4 paar Schuhe zerlaufen, mindestens 12 paar Socken umgebracht, 3 paar Einlagen vernichtet, 3 T-Shirts vollgekoffert und meine Shorts habe ich nur noch mit schierer Willenskraft an die Grenze gebracht. Die haetten in der Sierra schon weg gekonnt, aber ich wollte wenigstens einen konstanten Wegbegleiter haben.

Tiere, die ich gesehen habe:
- mind. 16 Klapperschlangen, hab irgendwann aufgehoert zu zaehlen
- viele horny toads, sehen aus wie kleine Schlangen
- Feuerameisen
- 1 Tarantel
- 3 Geier
- einen Weisskopfadler, magischer Moment: ich schwimme in einem klaren Bergsee in der Sierra, blicke unvermittelt auf und sehe ihn lautlos vorbeizischen
- 1 Puma
- 1 Bobcat
- 2 Skorpione
- jede Menge mule deer (Rehe)
- eine Herde Elk
- 11 Baeren
- jede Menge Murmeltiere (marmots)
- 1 pine marten (so eine Art Wiesel, die sind ziemlich selten)
- hunderte Chipmunks und sonstige Hoernchen
- Pikas
- Grouse und Fasane, die sind recht aehnlich
- 2 wilde Truthaehne

Mir faellt in den naechsten Tagen bestimmt noch mehr ein. Dann schreibe ich weiter:)
Bis dahin,
Rapunzel, die sich den Namen beim vorstellen jetzt wieder abgewoehnen muss...

Freitag, 14. September 2012

Hallo liebe Leute, Jaja, lang ist's her... Zu meiner Verteidigung: ich habe fast nie Empfang und wenn doch, keine Zeit. Seit der Grenze zu Oregon fliegen die Meilen nur so dahin, ich laufe mindestens 25 am Tag wenn nichts schieflaeuft und plumpse abends einfach nur noch in meinen Schlafsack, man gerade eben zum Kochen reicht die Motivation (fun fact: seit mind. 3 monaten gibt es jeden Abend Nudeln mit Parmesan und ich mag es immer noch!!). Highlights in Oregon waren die Three Sisters Wilderness, 2 Tage "Ferien" bei meinem cohiker Quest in Eugene, und die Vulkangipfel Mt. Jefferson und Mt. Hood. Die Three Sisters sind drei Vulkane sehr nah beieinander mit viel Schnee drauf, mondlandschaftsartigen Lavafeldern drumrum und wunderwunderschoenen Lupinenwiesen. Da wuerde ich gern mal entspannt und mit viel mehr Zeit herumwandern. Bei Mt. Jefferson gab es richtig viel Schnee, mehr als in der Sierra und ich konnte endlich das sog. "boot skiing" ausprobieren. Dann ist mir bloederweise mein rechter Fuss abgeschmiert... Eine erst harmlos wirkende Stelle an der Hacke ist zur monstroesesten Blase die ich jemals hatte geworden. Krass. So schlimm, dass ich mir die 4 Tage danach Quests Flipflops unter die Fuesse schnueren musste. Zum Glueck war das genau die Strecke, die auf dem ganzen PCT am einfachsten und flachsten ist. Ist mittlerweile gut verheilt und kommt nach mehreren Schuh-OPs, Bandagen und neuen Superfeet-Einlagen auch nicht mehr wieder. Unten am Mt. Hood liegt die Timberline Lodge, die der Anfang einer fantastischen Gluecksstraehne war. Es ist ein sehr sehr schoenes altes Ski-Hotel mit SUPER Essen. Abends hatte ich da einen Kaeseteller mit dem ersten Amerikanischen Kaese, der tatsaechlich des Namens wuerdig war. Und es gab geraeucherte Haselnuesse dazu, ziemlich lecker. Timberline ist unter den hikern fuer sein qualitativ hochwertiges all you can eat fruehstuecksbuffet bekannt, und es war tatsaechlich wirklich toll. Es gab Kaffee in franzoesischen riesen-Tassen-Schuesseln, frisch gepressten Osaft, Waffeln, Obst, Kuechlein, und das uebliche amerikanische Fruehstueck aus Eiern, fleischbaellchen und pancakes. Es waren bestimmt 12 hiker da und wir haben froehlich getafelt und das Personal herumgescheucht. Es fuehlt sich inzwischen ein bisschen komisch an, in netteren Hotels oder Restaurants aufzuschlagen, da unsere Klamotten fleckig und in Fetzen an uns herumbeuteln, die Maenner sind unglaublich baertig und strubbelkoepfig, die Maedels verroht und ebenso strubbelig... Kurz: eine Gruppe hiker unterscheidet sich nur durch geputzte Zaehne und iPhones von einem Haufen Obdachloser. Wir sind aber erstaunlicherweise trotzdem ueberall gern gesehen, denn wir sind ueber jedes Essen ueberaus dankbar und enthusiastisch und wir geben meist ein Heidengeld aus... Jedenfalls hat uns in Timberline ein grosszuegiger Sectionhiker namens Noodles das Fruehstueck spendiert! Am naechsten Tag ging es nach Cascade Locks (am Columbia River, Grenze zu Washington), wo uns prompt und voellig spontan von einem interessierten Paerchen das Abendessen ausgegeben wurde... Unfassbar, die waren supernett und haben uns sogar noch beim oertlichen Trailangel Shrek vorbeigefahren. Shrek ist toll, er laesst die hiker in seinem Garten campen, seine Kueche und sein Wohnzimmer blockieren und sein Badezimmer sprengen. Ich bin nach wie vor ueberwaeltigt von der Grosszuegigkeit und Herzensguete der meisten Leute hier. Aus Cascade Locks ging es ueber die "Bridge of the Gods" nach Washington... Wo es hauptsaechlich Huckleberries (eine Art Blaubeere) und weite Waelder gibt. Spektakulaer waren die Goat Rocks mit alpinen Blumenwiesen (Lupinen, Astern, Anemonen, Fingerhut, Rittersporn, Phlox) und sogar vereisten Schneefeldern. Dort gab es auch den ersten Herbsteinbruch, seitdem sind die Naechte klirrend kalt und die Tage nicht viel waermer, ich bin das erste Mal den ganzen Tag mit meinen Leggings unter den Shorts gelaufen. Der Abstieg von den Goat Rocks war krass, es ging nach einem kleinen Pass steil in die Tiefe ueber einen haarfeinen, windumtosten Grat. Ich war sehr dankbar fuer meine Stoecke und meine Eisenbeine. Die Huckleberries sind superlecker, es gibt verschiedene Sorten die leicht unterschiedlich schmecken, und wenn wir eine besonders gute "patch" finden, setzen wir uns wie die Baeren mitten rein und mampfen losen. Vitamine und so, man will ja keine Skorbut kriegen. Baeren habe ich inzwischen 6 gesehen, 3 davon in Washington beim besagten Beerenmampfen :) die meisten hauen schleunigst ab, wenn sie einen hoeren, aber zwei sind einfach sitzen geblieben und haben nur neugierig ruebergelinst. Schoene Ueberraschungsmomente! Ausserdem gibt es hier oben "elk", die sind in der Dimension zwischen Reh und Elch, sehen aber eher wie grosse, kraeftige Rehe aus. Wunderschoene, elegante Tiere, vor ein paar Tagen sind wir von einer ganzen Herde ueberrascht worden, die froehlich durch den Wald bretterten. Mehr als Elk sieht man aber Elk-Jaeger, die lustigerweise in Tarnanzuegen und mit Pfeil und Bogen, manchmal sogar zu Pferd, durch den Wald stapfen und uns fragen, ob wir welche gesehen oder gehoert haetten. Elk machen ein ganz seltsames Geraeusch um sich zu rufen, es klingt wie ein kieksendes Pfeifen und Tuten, fast, als ob einer Klarinette lernt... Eines Nachts sass ich senkrecht, als ich das zum ersten Mal gehoert habe, bis mir Quest erklaert hat, was das ist. Jedenfalls stehen die Elk Jaeger sehr hoch in meiner Achtung, im Oertchen Trout Lake haben wir uns im Diner mit einem unterhalten, der dann heimlich beim hinausgehen fuer unser Essen bezahlt hat. Unglaublich, ich glaube ich hab in washington nur fuer etwa die Haelfte meiner Mahlzeiten bezahlt! Kurz darauf kam ein Imker aus der Gegend herein und hat allen hikern beim Plausch je eine Flasche selbstgemachtes Met und ein Glas Honig geschenkt. Kaching! Das Met war wirklich superlecker, fast trocken und sehr aromatisch. Trout Lake ist eins meiner Lieblingsoertchen auf dem pct geworden, im kleinen General Store hat die nette Dame uns auch noch Maiskolben geschenkt. Es sind jetzt nur noch etwa 10 Tage bis nach Kanada... Die Motivation ist ungebrochen, aber es scheint mir doch etwas unbegreiflich, wo die Zeit bloss hin entschwunden ist. Viele wollen jetzt einfach nur noch fertig werden und hauen 35Meilen am Tag raus ohne nach links und rechts zu schauen, aber mir kommt Kanada immer noch soooo weit weg vor. Ein letztes Mal werde ich heute meine Klamotten flicken, meine Schuhe ordentlich tapen und meine Socken stopfen, das muesste dann hoffentlich bis zum Schluss halten. Canada, Dude!

Samstag, 25. August 2012

Liebe Leute,
Dies (17. August) ist ein Eintrag zum Alltag des Trails. Im MOment ist landschaftlich nicht viel los und das einzig tolle, was in letzter Zeit passiert ist, ist dass ich endlich in Oregon bin, Meile 1777.

Ich wandere seit einiger Zeit mit meinem Kumpel Mr. Pibb und wir vertreiben uns die Zeit indem wir thru-hiker Witze erfinden. Zur Info: Thru-hiker sind notorisch hungrig und schrecken vor nichts zurueck, weil sie so derart hardcore sind...

"A large bear is standing on the trail. Along comes a dayhiker. The bear thinks: "Arrrr, there's a lot of meat on that one!" The dayhiker runs off, screaming.
Along comes a thru-hiker, sees the bear and thinks: "Arrrr, there's a lot of meat on that one!!" "

Witze brauchen wir im Moment, denn alle Kraftreserven sind aufgebraucht, es sit unglaublich heiss (immer noch) und man hat das Gefuehl, kaum voran zu kommen, obwohl man den ganzen lieben langen Tag laeuft. So ungefaehr sieht ein Tag aus:

6.15 Uhr, Aufwachen, pinkeln, Essen ins Zelt holen, fruehstuecken.

Bis 7.00 Uhr alles einpacken, dann loslaufen.

10.00 Uhr Snackpause. 1 bis 2 Riegel, weiterlaufen.

1.00 Uhr Mittagspause. Vielviel essen.

2.00 Uhr weiterlaufen

4 bis 5.00 Uhr zusammenbrechen und noch mehr Riegel essen. Weiterlaufen.

7.00 Uhr Kochen, Essen, Spaesse machen. Weiterlaufen.

8.00 bis 9.00 Uhr irgendwo ein flaches Plaetzchen finden, Zelt aufschlagen, schnell Tagebuch kritzeln, alle Muecken toeten, endlich schlafen.

So langsam wuerde ich gerne mal ein Buch lesen, etwas schoen aufwaendiges Kochen oder einfach nur ein Klo putzen. Nur um mal was anderes zu tun.
Es geht glaube ich vielen so, denn es gibt gerade wieder eine Abbruchwelle unter den hikern. So viele die ich kenne und mit denen ich gelaufen bin sind nun "off trail". Manchmal komme ich mir wie beim Topmodel vor, jede Woche fliegt einer raus... Ich halte aber trotz Durststrecke durch, und wenn mein linkes Bein nicht schlappmacht, schaffe ich es auch nach Kanada. Es sind weniger als 900 Meilen nach. Highlights in naher Zukunft sind der Crater Lake und die Timberline Lodge, wo es angeblich das beste Fruehstuecksbuffet auf dem Trail gibt. Danach: Washington!!!

schwitzige Gruesse, Rapunzel
Liebe Leute,
Ich lade gerade nach und nach meine gespeicherten Beitraege hoch, hier also einer vom 13. August ungefaehr.
Ich bin in Seiad Valley bei Meile 1662. Es sind nur noch 2 Tage bis Oregon und ich kann's kaum abwarten!! Ausserdem heisst das, dass es weniger als 1000 Meilen nach Kanada sind. Wahnsinn. Die Zeit faengt langsam an zu fliegen.
In Ashland (groesster Ort auf dem PCT) in 3 Tagen gibt es fuer mich endlich mal wieder einen zero day. Ich brauche neue Wanderstoecke, meine alten sind schon 3 cm kuerzer gelaufen und einer ist seit einem Sturz vor ein paar Tagen krumm. Mein Hemd haengt in Fetzen und mein Kumpel Mr. Pibb lacht mich deswegen staendig aus. In meinem Wasserschlauch wachsen lustige Dinge und meine Socken kriegen so schnell neue Loecher, dass ich mit dem Stopfen nicht mehr nachkomme... es ist also definitiv eine Toer zum Outfitter drin. Ausserdem muss ich fuer Washington einkaufen und Kisten verschicken, ins Kino gehen und ganz viel essen. Langsam hole ich auch wieder zu Leuten auf, die ich kenne, das macht Spass.
Es ist unglaublich heiss in Seiad Valley, denn wir sind zum ersten Mal seit langem unter 1000 Hoehenmetern. Immerhin gibt es hier ein Cafe und Schatten, also sitzen wir hier rum bis das Schlimmste vorbei ist und wir abends den Aufstieg (1200hm) wagen koennen.
Die lezten Tage ging es durch die sehr schoenen und wieder etwas alpin anmutenden Marble Mountains, aber davor gab es eine lange Durstrecke, wo wir einfach nur stumpf am Hang durch den Wald gestapft sind. Ab und zu gab es Ausblicke auf Lassen und Shasta, sonst waere ich wohl ganz vom Glauben abgefallen. Der Vormittags-Snickers motiviert auch nur so weit. (jeden Tag kriege ich zwei Snicker. Ich haette es nicht fuer moeglich gehalten, aber vielleicht habe ich die Dinger langsam ueber. Powerbars sind aber auch fuerchterlich, also muss ich mir was anderes zum Snacken ueberlegen)
Bis Bald!

Dienstag, 24. Juli 2012

Meine Damen und Herren, liebe Kinder,
Es gibt Grund zur Freude, Anlass zum Feiern und ueberhaupt kann ich es selbst kaum glauben, aber: Hestern bin ich doch tatsaechlich 30 Meilen gelaufen!!! Das sind 48 km!! Ich hab dabei sogar ausgeschlafen (also bis 7.00), in der Mittagspause das bloede Loch in meiner Socke gestopft, 1000hm abgestiegen und 1000 wieder rauf. Und es ging mir noch nichtmal schlecht am Abend. Score!

Spaeter:

Es gibt wieder Anlass zum jubel, denn vorhin bin ich am sog. Halfwaypoint vorbeigelaufen!!! Ab sofort ist es nach Kanada kuerzer als nach Mexiko!
Ausserdem habe ich am Trailhead Sleeping Bare getroffen. Das ist der Papa von Nugio (einem hiker) dem ich immer wieder an Strassen ueber den Weg laufe wenn Nugio in der Naehe ist. Jedenfalls hat er mich lieberweise ins Nahe Chester gefahren, ich hab eingekauft und einen halben goettlichen Blueberry-Peach-Pie verdrueckt. Haette ich mal einen ganzen gekauft. Seit ich jeden Tag mehr als 24 Meilen laufe, hat der Hunger nochmal einen gewaltigen Sprung gemacht. Vor ein paar Tagen in Belden hab ich locker einen riesen Doppelcheeseburger, einen Salat und ein Kekseis verdrueckt. Und ein Sandwich to go.

Das Gelaende ist momentan recht zahm, viel Wald, maessige Anstiege und ab und zu ein kleiner Ausblick auf den Lassen Peak in der Ferne. Auch Shasta meine ich gaaaanz weit weg gesehen zu haben. Es ist allerdings auch wieder sehr heiss tagsueber, auf dass ich schwitze wie ein Affe und das Wasser ist eher knapp. Embrace the dirt, people.

Ich habe auf dem Weg hierher nachgedacht, wie ich meinen koerperzustand am besten fuer "normale" Leute beschreiben koennte. Fangen wir unten an: Deine Fuesse sind unzerstoerbar. Was frueher einmal einzelne Hornhautpartien und Schwielen waren, ist zu einer einzelnen Schicht zusammengewachsen und unglaublich zaeh. Und dreckig. Ich glaube, manches muss dann einfach mit der Zeit rauswachsen, das geht von alleine nicht mehr ab. Blasen bekomme ich keine mehr. Deine Beine sind braun, haarig und voller kleiner Kratzer und Schrammen von Baumstuempfen und dornigen Bueschen. Augekratzte Muecken und Bremsenstiche sind auch dabei. Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich den Wind in meinen Beinhaaren spueren. Einiges hat die Hose abgeschubbert, aber nicht an den Waden. Deine Beine sind auch unbesiegbar. Nach den ersten steifen, gnurpsenden Schritten fliegen sie nur so dahin. Dein Ruecken pieert und prickelt unter dem Rucksack wenn du viel schwitzt, sehr unangenehm aber nicht zu vermeiden. Unter den Armen hast du sog. "chafe", weil die Haut sich an den Rucksackriemen aufreibt. Nicht schoen und auch schmerzhaft. (ich muss mir laengere aermel an mein verdammtes Hemd naehen. Verdammt weil es jetzt schon Loecher hat). Deine Haende sind wie deine Fuesse schwielig und werden nie richtig sauber. Ueberall hast du Mueckenstiche und eine Schicht aus Dreck und Schweiss. Es ist Tag 5 seit der letzten Dusche und ich fiebere Drakesbad mit seinem Hottub und gratis Duschen entgegen. Morgen, morgen! Ich will mich aber keinesfalls beschweren, denn ich bin wenn auch stinkig sehr gluecklich , nichts tut wirklich schlimm weh und ich komme gut voran. Canada, dude!
Bis bald,
Rapunzel

Mittwoch, 18. Juli 2012

Liebe Leute,
Ich befinde mich in Sierra City bei Meile 1197. Die Tausend sind geknackt!!! Naechste Huerde ist die Halbzeit bei ca Meile 1300nochwas. Das Laufen geht gut, die Berge flacher, die Muecken weniger. Letztens bin ich ohne Probleme 26 Meilen (knapp 40km) gelaufen, mit ausschlafen und relativ frueh im Camp sein. So kann es gerne weitergehen!
Sierra City ist total irre, hat 200 Einwohner und ist eine alte Goldgraeberstadt. Die meisten Haeuser sind ueber 100 Jahre alt, was fuer amerikanische Verhaeltnisse echt nicht schlecht ist. Ausserdem gab es hier einen referenzklasse Burger, man konnte einen "kleinen" essen mit 250g Fleisch, oder den sogenannten Gut Buster (Darmsprenger) mit einem ganzen Pfund Fleisch drauf. Die Kerls haben sich nicht lumpen lassen und 2 davon gegessen... krass.
Hier wohnen im Red Moose Inn ganz wahnsinnig liebe Trail Angels, die uns hier duschen und waesche waschen lassen, uebernachten im Hintergarten und Margaret kocht morgens und abends fuer alle. Es ist ein uriges altes Gasthaus, super gemuetlich und man fuehlt sich wie bei Verwandten!

Neues von der Ausruestungsfront: Ich habe einen neuen Rucksack!!! Nachdem ich mal aus Spass den Rucksack von Quest fuer eine halbe Stunde aufhatte und der einfach sooooo leicht war, habe ich mich endlich dazu durchgerungen. Ganz davon abgesehen, dass mein alter langsam an den Gurten durchscheuert und der Guertel in ca. 4 Wochen wahrscheinlich zu gross geworden waere. Die lieben Leute hier haben eine Waage, laut der ich seit der Wueste nur ein ganz bisschen abgenommen habe. Trotzdem habe ich das Gefuehl, dass sich mein Koerper etwas umverteilt hat, hauptsaechlich richtung Beine.
Jedenfalls ist mein neuer Rucksack (ULA Circuit) deutlich leichter und kleiner. Ich spare wahrscheinlich knapp 2 Kilo. Ace!

Jetzt warte ich noch, bis meine Kamera vollstaendig geladen hat und dann werde ich mich mit einem Bauch voller Townfood Richtung Berg schieben, gleich als erstes wartet auf mich ein 1000hm Aufstieg, aechz. Es hilft auch nicht wirklich, dass wir gestern im Saloon versackt sind, der Barkeeper uns auf lauter drinks und Wassermelone eingeladen hat und mir versucht hat, Pool beizubringen. Ich war garnicht mal schlecht. Die Saloons hier sind toll und genau wie man sie sich vorstellt: klebrig, Dollarscheine an der Decke, lustige Gestalten und eine Jukebox.

Bis Bald! Wahrscheinlich demnaechst aus Chester, wo ungefaehr Halbmeile ist!
Rapunzel

Donnerstag, 5. Juli 2012

Liebe Leute,
Das Leben ist so schoen. Ich sitze gerade in reno vor dem Whole Foods und schluerfe einen smoothie, meine Haare sind gewaschen und haben sogar Spuelung abbekommen, und ein warmer Wind weht durch mein Kleid (!). Wie kann das sein? Die Gang (Powernap, Last on the Bus, Quest und ich) sind am Sonora Pass aus der Sierra und zurueck in die Wueste getrampt um in dieser etwas aberwitzigen Stadt ein paar bitterst noetige Pausetage (zeros) einzulegen. Powernaps Freundin ist eingeflogen und faehrt uns ueberall hin, was total klasse ist. Wir brauchten alle neue Schuhe und allerlei Krimskrams. Powernaps Rucksack ist derart laediert, dass der Hueftgurt nur noch am seidenen Faden haengt. Meine Schuhe waren so abgelaufen, dass ich bergab mehr geschlittert als gelaufen bin, und Quests Schuhe und Stoecke hielten nicht mal mehr mit feuergehaertetem Ducttape zusammen.
Mein fantastisches weisses Kleid hab ich vom Goodwill. Die besten 5 dollar die jemals investiert wurden.
Heute ist der vierte Juli und es gibt heut abend bestimmt Froehlichkeit und Feuerwerke! Gestern abend habe ich zum ersten Mal ein Baseballspiel gesehen, das war erstaunlich entspannt, viel geplauder, ab und zu lief mal einer hin und her und ich habe gemuetlich an meinem Drink geschluerft und mir die zivilisierten Leute angeguckt.

Der Grossteil der Sierra Nevada liegt nun hinter uns, wir sind bei Meile 1018. Bei 1000 wurde ordentlich gejubelt.
Highlights waren fuer mich die herrlichen Gletscherseen unter den Paessen und die krass grossen Wiesen in den Taelern. Der 21. Juni war besonders schoen, der Muir Pass war atemberaubend schoen und gespickt mit hunderten von azurblauen, glasklaren Seen. Mitsommer ist traditionell "Hike naked Day", dem habe ich beim Abstieg gehuldigt. Wer berauschende Freiheit spueren moechte, sollte das mal tun. Zum abschluss bin ich in einen von den glitzernden Seen gehopst, der war KALT und wunderbar.
Die Berge haben mich nochmal wieder staerker und schneller gemacht, es war toll und aber auch echt hart. Zum schluss waren die Muecken brutal, auf dass man noch nicht mal in Ruhe Pause machen konnte und vom Mueckengift konstant geklebt hat.

Es ist unglaublich, dass wir immer noch nicht mal die Haelfte des Weges geschafft haben! Zum gLueck geht es mir nach wie vor gut, die Fuesse sind hart und ledrig, meinen Gelenken geht es Spitze und von der ganzen Hoehenluft funktionieren meine Lungen wie Blasebalge!
Morgen abend sind wir hoffentlich wieder am Sonora Pass und bis dahin werde ich mir schoen den Bauch vollschlagen und feiern gehen, schliesslich sind wir in einer Casinostadt und das Land hat geburtstag!
Bis bald!
Rapunzel

Sonntag, 17. Juni 2012

Liebe Leser,
Ich befinde mich in Bishop und die ersten Tage in der Sierra Nevada sind vorueber. Ihr koennt euch nicht vorstellen, wie hoch diese berge sind!! Meine Beine waren zwar stark, aber mit 18 Kilo Rucksack und auf mehr als 3000m Hoehe komme ich immer noch tierisch ins Schnaufen. Mt. Whitney habe ich zum Glueck fast ohne Gepaeck besteigen koennen. Es war spektakulaer! Ich habe fast 6 Stunden fuer den Anstieg gebraucht und nur 3 herunter... Der Ausblick von oben war irre: Ueberall tuermen sich die Granitgipfel auf und stechen wie zipfelige Wellen hoch. Im osten liegt 3km unter mir der Wuestenboden. Am Himmel bilden sich rasend schnell Wolken die an den Gipfeln wie Faehnchen haengen bleiben. Zwischen den Bergen liegen schwarzblau, tuerkisgruen und eisblau ganz still die klarsten Seen.
Am Tag darauf sind wir ueber den hoechsten Pass des PCT gestiegen, Forester Pass mit ca 13000 Fuss, auch mehr als 4000m. Ich hatte schon viele Fotos von diesem Pass mit dem steilen Schneehang gesehen. Dieses Jahr liegt einfach mal kein Schnee. Ich beschwere mich nicht, denn der Anstieg ist auch so zehrend genug. Oben angekommen werde ich johlend von begruesst und alle haengen auf dem Pass rum bis die Truppe vollstaendig ist und wir Gruppenfotos machen koennen. Der Abstieg war traumhaft schoen, zwischen groesser werdenden Fluessen schweben wir langsam herunter, alles sieht aus wie ein zufaelliger Garten und links und rechts fliegen die Granitwaende hoch.
Ziemlich cool war auch der Trailmagic, der uns unten beim Campground am Fluss erwartete: ein Thruhiker vom letzten Jahr, sein Paps und alle Kumpels von seinem Paps hatten Tonnen an Essen ueber den Pass geschleppt um uns alle zu fuettern!!! Zum Fruehstueck gab es ueber dem Lagerfeuer getoastete Tortillas mit Kease und Schinken... Toll. Viele Leute haben hier Angeln dabei und ein Hiker hatte abends Forellen gefangen, gegrillt und rumgereicht. So gehoert sich das, Freunde!!
Gestern sind wir schliesslich 7 extra Meilen ueber den Kearsarge Pass gekraxelt, vorbei an traumhaften Seen und kleinen Schneefeldern. Unten angekommen gibt es wieder Magic (scooooore) in form von Soda, Chips, Suppe und netten Leuten die uns ins naechste Oertchen fahren. Hier in Bishop lassen es uns gut gehen: Erst asia all-you-can-eat (harr harr), dann food coma im hotelzimmer, dann aufraffen und zum Saloon tingeln, im Saloon Spass mit den Locals haben, schliesslich nachts um 2 zu Dennys tingeln und noch mehr essen. Umfallen. Awesome!!! Heute stehen dann die ernsten Dinge des lebens wie einkaufen, Zeug reparieren, plaene schmieden an.
Es stehen die naechsten 30 Paesse an und ich hoffe dass meine Waden mitziehen... Wenn wir mit der Sierra durch sind, werden unsere Lungen und Beine soooooo krass sein!!
Bis bald,
Rapunzel

Donnerstag, 7. Juni 2012

Liebe Leser,
Wir haben es 702.3 Meilen nach Kennedy Meadows geschafft!!! Das sind inzwischen weit mehr als 1000 km. Die Wueste liegt nun endlich hinter uns. Endlich. Von daher wird es Zeit fuer einen kleinen Rueckblick. Seit wir losgelaufen sind habe ich 3 Paar Socken durchgelaufen, 1 Paar Schuhe, es wird hoechste Zeit fuer ein neues Shirt, ich habe mindestens 5 Kilo verloren, meine Fuesse sind ein gestaehltes Schlachtfeld und ich habe spektakulaere "tan lines". Meine Beine sind unglaublich stark und schnell geworden, die laufen wie von alleine die Berge hoch. Ich denke immer "uff, bergauf, das wird anstrengend" und dann schnaufe ich los, aber die Beine machen einfach plopp, plopp und zuckeln mich muehelos da hoch. Ich hatte inzwischen glaube ich sogar 2 oder 3 Tage wo nichts an meinen Fuessen wehtat, das war cool. Dafuer habe ich einen riesigen Fehler gemacht und mir die Fusssohle total aufgeschuerft weil ich zu faul war ein paar Steinchen rauszuholen. Das tat weh genug um mir Ibos reinzudroehnen. Ist aber langsam abgeheilt. Also Leute: Suck it up und pult die Steinchen raus!!
Wie sich der Koerper beim Wandern veraendert ist einfach faszinierend. Nun ist glaube ich wirklich der Hunger gekommen, wir werden einfach nicht mehr satt!! Letzte Woche hatten wir fuer 7 Tage Essen eingepackt, am 5. Tag war alles weg und wir dachten nur, Mist, Mist!! Aber zum Glueck gab es am Walker Pass ganz grandiosen Trail Magic von Okie Girl. Diese wunderbare Dame haengt geschlagene 2 Wochen dort ab und kocht fuer die Hiker, holt Wasser, stellt Schatten und Klappstuehle auf und rettet einen. Wir konnten uns endlich mal sattessen und noch mehr fuer die naechsten Tage einklinken. Es ist krass. Wie soll das in der Sierra werden? Angeblich gibt es dann nochmal einen Hungerschub, man verliert nochmal Gewicht und wird nochmal staerker. Unvorstellbar. Wir sind jetzt schon alle 2 Stunden so hungrig dass mein Magen klingt wie ein Baer...
Ich mache mir ein bisschen Sorgen um mein Gewicht, denn als Frau sollte ich eigentlich noch nicht so viel verloren haben... ich hoffe dass es nicht so weitergeht und fresse so viel ich kann. Gestern hab ich doch tatsaechlich ohne Probleme einen Doppeldoppel Burger und einen ganzen Eimer Ben und Jerrys Schokoeis verdrueckt.

Die letzte Woche war unglaublich hart. Es war nochmal richtig heiss, sehr windig und sehr trocken. So viel Wasser wie man braucht kann man gar nicht tragen und der Wind pustet es einem direkt wieder aus den Poren (Dehydrieren ist kein Spass). Der Weg war sandig und man hatte das Gefuehl kaum voran zu kommen. Die Wueste war zwar sehr schoen, aber von einer brutalen Einsamkeit. Wir haben kaum Leute getroffen, selbst die Tiere haben sich versteckt und man muss einfach konstant dagegen arbeiten, von der Wueste fertig gemacht zu werden: Wo ist der naechste Schatten, das naechste Wasser, hab ich genug Sonnencreme, wie spaet ist es, schaffen wir heute Nacht noch 8 Meilen? Das hat ganz schoen geschlaucht und wir sind unglaublich froh, jetzt in der Sierra zu sein und heute den ersten Pausetag seit Idyllwild einzulegen. Das liegt inzwischen schon mehr als 4 Wochen zurueck.

Empfang werden wir wohl erstmal keinen haben, also macht euch keine Sorgen wenn ihr nichts hoert, wir sind jetzt in der Pampa. Wahrscheinlich haben wir in etwa 10 Tagen welchen, wenn wir in Independence oder Mammoth Lakes sind.

Bis bald,
Rapunzel

Sonntag, 3. Juni 2012

Liebe Leser,
Wir sind jetzt 4 Tage vor Kennedy Meadows, dem Anfang der Sierra und endlich mehr Wasser!
Mittlerweile haben wir einen Trailangelmarathon hinter uns, wir haben die Saufleys, die Andersons und Hikertown besucht. Bei den Saufleys haben wir neue Ausruestung gekauft, Tina hat nun eine Daunenjacke und neue Schuhe und ich habe eine Daunenweste, neue Socken (bitterst noetig) und einen neuen Wasseschlauch, der alte war beim hitchen verlorengegangen. Ich hab auch "neue" Schuhe, da meine alten zu klein geworden sind. Das muss man sich mal klarmachen, meine Schuhe waren 2 nummern zu gross eigentlich. Jetzt benutze ich die alten Schuhe von Dirty Brown, sie sehen aus wie Clownsfuesse, aber sie fuehlen sich herrlich an!
Bei den Andersonss gabs den besten Burger und Milkshake und eine fantastische Couch.
Wir haben uns auch langsam ans "nighthiking" gewoehnt, eine nacht sind wir komplett durchgelaufen und haben 24 Meilen weggebombt, sonst laufen wir einfach bis in den spaeten Abend und machen dann Tagsueber ein Nickerchen. Gestern waren es windstille 38 Grad, das ist echt nicht lustig. Vor allem da wir im Moment Wasser schleppen muessen wie die Irren, da die Quellen immer so 30km voneinander entfernt sind. Wie unsere buddies Clark Kent, Problem Bear und HeeHaw sagen wuerden: "You're fucked!!!!"
Es gibt aber Aussicht auf Besserung, ab der Sierra muessen wir kaum noch Wasser tragen, das wird toll.
Die Wueste war aber auch ueberaus schoen und wir haben so viele Tiere gesehen! Den einen Abend lief ein Puma auf dem Huegel neben dem Trail herum und nachdem wir fassungslos gestarrt haben sind wir in panisch-freudigen Gesang ausgebrochen und aufgeregt weitergetrabt.
Heute ueberschlugen sich die Tiere nur so: erst dachten wir ein Baer rappelt im Gebuesch, das entpuppte sich aber als Kuh, dann huepfte eine Bobcat ueber den Trail keine 5m weiter, dann kam ein Reh vorbei und zu guter letzt dachten wir eine Kuh rappelt im Gebuesch und dann war es ein Baer!! Ein echter BAER! Der chillte nur so rum, aber er war nicht sehr weit weg. Wir sind total begeistert. Krass.

Falls unsere Leserschaft auch an anderen pct-blogs interessiert ist, schaut mal bei pcta.org bei den journals von diesem Jahr rein. Kumpels mit denen wir laufen: die 3 Caballeros Pan, Dionysos und Sidekick, Dirty Brown, Anteater, 3 Bears, Powernap, Last on the Bus, Ben, Highlife, Russ, Nancy und Moonwalker und oben genannte 3. Und viele andere.

Bis bald! Rapunzel (yaaaay, Louisa hat einen Trailname) und Kristina

Montag, 21. Mai 2012

Liebe Leser,
Die letzte Woche seit Big Bear war sehr turbulent und unspektakulaer zugleich. Ich werde daher thematisch kategorisieren, da die Landschaft als schnoed trocken heiss und wuestig-kratzig zu beschreiben ist.

Highlights:
- Die Deep Creek Hotsprings! Stundenlang sind wir schwitzend und duerstend ca. 50m ueber dem rauschenden Deep Creek dahingeschlittert, einzig durch die aussicht auf ein bad im Fluss motiviert. Zwischendrin bin ich mit all meinen Sachen an in den Fluss gehopst um beim laufen kuehler zu sein. Das haelt ca. Eine halbe Stunde bis alle Klamotten incl. Unterhose wieder trocken sind... Jedenfalls sind wir gegen Abend eeeeendlich bei den Springs angekommen und es war PHANTASTISCH! Unsere Kumpels wAren natuerlich schneller da als wir, haben uns johlend begruesst und dann sind wir alle ab in den kalten Fluss. Es fliessen an der Stelle heisse Thermalquellen in den Creek, von daher gab es Becken unterschieldicher Waerme. Glorreich!!!! Nach so einem aetzenden Tag fuehlt man sich mit seinen homies wild kichernd und bis zum Hals im heissen Wasser ploetzlich wieder unbesiegbar.

- Cowboy campen!! So heisst es, wenn man aufs Zelt verzichtet und einfach unter Freiem Himmel schlaeft. Wir sind ziemlich gut darin geworden und es gibt nichts schoeneres als den Anblick des Sternenhimmels waehrend einem die Augen zufallen.

- Nette Gesellschaft!! Wir laufen gerade in einem sehr vergnueglichem Trueppchen. Die drei "Caballeros" Sean, Chris und Charles, Justin und Three Bears die sich manchmal dazu bequemen ein Stueckchen mit uns zu gehen in dem wir dann auf einmal Meilen ohne Ende weghauen, die sind schnell... Ausserdem noch Ben und Russ, die auch noch keine Trailnames haben. Gestern Abend wurde in Wrightwood beim Mexikaner getafelt, es gab Pitcher voller Erdbeermargheritas (leeeeecker), viel Gegroele und sogar Gesang.

- McDonalds am Cajon Pass. Der einzige Maeckes direkt auf dem Trail, weil er an der Stelle unter einer Autobahn laengs muss. Nur so viel: es war krass und die zivilisierten Leute haben sich entweder neugierig dazugesetzt oder nach draussen begeben, um dem eau de hiker zu entfliehen...
Zwei Tage vorher schon haben Tina und ich schwitzend von Massen an Soda und fliegenden Burgern getraeumt. Die Dimensionen meines momentanen Appetits: eine grosse Pommes, 1 liter Cola, den groessten Burger, Chicken Nuggets und einen grossen Milkshake. Danach war mir aber auch etwas flau... Plus 3 cheeseburger zum mitnehmen, die halten sich ja.

- Kraft! So langsam kommen die Trail legs. Wir koennen schneller und laenger laufen und bergauf merkt man kaum. 25 Meilen waren unser laengster Tag bisher, ca. 37km. Das schockt, vor allem da wir auch ca. 37 grad C im Schatten hatten...

WIDRIGKEITEN

- die Wueste will einen essen. Alles ist giftig (Poodle Dog Bush, Poison Oak, Klapperschlangen, Zecken) oder zerkratzt einem total die Beine oder zersticht einen (Fliegen en masse, Muecken, wild gewordene Bienen).

- Blasen. Den einen Tag konnte Tina nicht mehr gehen vor Schmerz und wir mussten ihre Schuhe an der Seite aufschneiden um den kleinen Zehen Platz zu geben. Meine Blasen zaehle ich schon nicht mehr, meine Hacken sehen aus wie eine Mondlandschaft, Krater und Vulkane. Natz.

- Dreeeeeck! Einfach ueberall. Man sitzt da und stinkt und die Fliegen machen sich ueber die frischen Beinkratzer her waehrend man versucht unter einer schwaerzlichen Schicht die Ursache der neuesten Blase zu erkennen. Und dann denkt man sich manchmal, dass man es doch so einfach haben koennte in einem daenischen Ferienhaus.

Wir hatten also auch schon "shitty days".

Wildlife:
- Anzahl der gesichteten und umschifften Klapperschlangen: 7. Sonst noch viele sehr coole andere grosse Schlangen wie die King Snake.
- hunderte verschiedene Eidechsen, dabei auch ziemlich grosse dicke, ca. Unterarmlang plus Schwanz.
- heute das erste Mal Chipmunks, wir sind wieder auf Hoehe (Mt. Baden-Powell, 3000m).

Soviel erstmal, bis bald,
Louisa (deren Trailname gerad noch umstritten ist) und Kristina

Samstag, 12. Mai 2012

Liebe Leser,
Es ist heut Lauftag 15, wir sind soeben in Big Bear eingetroffen. Das Hostel hier ist super, es gab DUSCHEN und gerade laueft die Waesche. Duschen ist grossartig (mehr als grossartig, eigentlich). Heut morgen meine Tina zu mir: "Oeh, du hast da irgendwie Dreck am Mund. Eigentlich siehts mehr aus wie ein Bart..." Ja. Es ist wahnsinnig wie alles sofort eindreckt. Tina sah mal aus, als ob sie Augenbrauenstift benutzt haette, es bleibt einfach ueberall haengen.Manches geht auch gar nicht mehr weg, trotz Dusche...
Die letzten Tage waren sehr anstrengend, wir sind nach dem zwischenstopp in Idyllwild (gutes Essen, gute Musik, gute Gesellschaft) durch die San Jacinto Berge gelaufen. Viel Steigung, dafuer aber auch kuehlere Temperaturen und schoen viele Baeume. Die beruehmt-beruechtigte Fuller Ridge war gar nicht weiter schlimm. Ein schwitzender Aufstieg und ein Abstieg mit einigen Schneefeldern!! Spannung!War aber durchaus machbar und eigentlich ganz lustig. Danach ging es ueber 16 Meilen 1000 Meter bergab auf den Boden der Wueste. (Im Schnee stehend in die Wueste blickend- wahnsinn!!!)Der Abstieg war aetzend, unsere Beine waren von den ganzen Stachelbueschen zerkratzt, es gab nirgends Wasser und es zooooog sich in die Laenge. Einige wurden auf dem Weg von Bienen gestochen, an deren Nest wir vorbeikamen, Tina und ich hatten Glueck. Frogger, ein Brite meinte unten (beim heiss ersehnten Wasser angekommen): "The Desert SUCKS!!!"
Danach waren es in der Wueste atemberaubende 45 Grad Celsius, sowas hab ich noch nicht erlebt. Zu allem ueberfluss war der Boden auch noch sehr sandig, ich kam mir vor wie ein sterbender Beduine bei Karl May. Nicht gut. Vorwaerts gehen ohne vorwaerts kommen;
Zum Glueck gings dann wieder auf der anderen Seite in die San Gorgonio Berge, die wir jetzt glaube ich passiert haben.

Gerad ist ein lieber Mensch mit Pzza hereingesegelt, da muss ich zugreifen!! Bis spaeter!!

Dienstag, 1. Mai 2012

Liebe Leser,
Kristina und ich haben nun Lauftag 7 hinter uns und befinden uns in Warner Springs. Wir sind jetzt 110 Meilen gelaufen. Prinzipiell geht es uns sehr gut, lahm, sehr dreckig, aber gut. Seit geraumer Weile gabs keine Dusche mehr und das Wasser ist zu selten und zu schade zum Waschen. Ich habe also immer eine Schicht sunblock und eine Schicht Dreck auf mir, Tag fuer Tag gestapelt. nein ich werde nicht braun, sieht nur so aus :)
Wir befanden uns die letzten Tage in der Anza-Borrego Wueste. Es waren Tagsueber bruttige 35 Grad und wir haben uns im Siesta halten geuebt, feine Sache. Meistens stehen wir um halb sechs morgens auf. Wir haben schon gesehen: Eine Tarantel an Tag 1, zwei klappernde Klapperschlangen (aufregend!) und 6 andere Schlangen und viele coole Voegel und Pflanzen. Im Moment blueht alles, 1000e Wildblumen, sowas hab ich noch nicht gesehen! Und alle Kakteen bluehen auch :) Toll. Also auch wenn man schwitzt wie ein Affe und jeder kuehlen Brise hinterherhechelt gibt es tolle Dinge im kleinen zu bestaunen.
Der Kickoff hat auch sehr viel Spass gemacht, viele nette Leute kennengelernt, auf dass man unterwegs eigentlich immer bekannte Gesichter trifft. Es ist einiges los auf dem Weg, aber es haelt sich in angenehmen Mengen :)
Heute haben wir den Eagle-Rock gesehen, eine Felsformation die Original wie ein Adler aussieht. Wir natuerlich raufgekraxelt und der liebe G-Man hat ein Foto gemacht. Trailnames haben wir noch nicht, aber das kommt vielleicht bald! Heute haben wir auch unser erstes Versorgungspaket bei der Post abgeholt und unsere Bouncebox umsortiert. Es lebe USPS!
Die Leute hier sind der helle Wahnsinn, so was nettes. Wir haben schon einiges an Trailmagic erlebt, Nettigkeiten, die die lokalen Leute einfach so fuer die Hikers machen. Wie z.B. tonnenweise Wasser in die Wueste zu schleppen. Heute gabs in einem Brunnen auch schwimmende Sodas. Und die Trail Angels in SanDiego haben einfach mal alle Hikers durchgefuettert, Obdach gegeben, und zum Trailhead gefahren. Wahnsinn. Die nehmen noch nicht mal Spenden an!

Hier in Warner Springs hat die Ranch dichtgemacht, die sonst die Hikers versorgt hat. Also gibt es ein provisorisches Lager (wo ich jetzt bin) in dem ein paar Omis Burger braten, Snickers und Babypuder (fuer die Fuesse) und Internet zur Verfuegung stellen. Klasse. Oh welch Freude, an einem Tisch zu sitzen und ganz zivilisiert mit Volldampf in einen Cheeseburger zu beissen!
Vielleicht lassen sie uns draussen in der Feuerwehrstation mal unter den Schlauch springen??

Unser Zelt bewaehrt sich, letzte Nacht gruessten die Santa Ana - Winde mit heftigen Boen (das hab ich noch die erlebt, so etwas wie den Wind hier- auch an der Nordsee nicht) und haben unser Zelt herumgeboxt. Hat alles prima standgehalten, auch wenn ich mit Pickeraugen dalag und gebetet hab, das mein Wanderstock nicht bricht, der haelt das ganze.
Der Wind ist so krass, dass er einen teilweise einen Meter neben den Trail pustet, wenn man ihn nicht kommen sieht!

Verzeiht das durcheinander, die Leute packen hier grad zusammen und wir werden uns dann mal wieder mit Desert Fox, G-Man, Shutterbug und dem anderen "Hikertrash" vor dioe Tuer bewegen.
Merkt man, dass wir den Spass unseres Lebens haben?!?!

Samstag, 14. April 2012

wir sind da

Liebe Leute,
In aller Kuerze: Wir sind gut in Amerika angekommen und nach ein paar sehr schoenen Tagen in San Francisco sind wir nun auf dem Weg nach Sueden. Gestern waren wir im Moneterey Bay Aquarium und haben 5 Stunden Fische geguckt, heute sind wir in San Luis Obispo. Schoen ist es hier, das Wetter ist gut und wir freuen uns schon sehr auf den Trail. Es ist gut, jetzt endlich unterwegs zu sein!
Louisa

Freitag, 2. März 2012

nicht mehr lang...

Liebe Leser,
Endlich haben Kristina und ich nach Endspurt und Stressss wieder Freiraum für Planung für den PCT, auch wenn wir beide nebenher noch alle Zelte hier abbrechen und umziehen müssen...
In einem Monat geht es los!! In der Zeit seit unserem letzten Post konnten folgende Dinge abgehakt werden (Achtung, Gear-Nerd-Geschnacke):

- Zelt. Ist endlich da!! Wir werden ein UL-Zelt von Mountain Laurel Designs (sehr zu empfehlen, die Jungs) benutzen, es wiegt ca. 800g. Konnte noch nicht probehalber aufgebaut werden, da die neuen Wanderstöcke bei meinen Eltern sind...
- Wanderstöcke: Leki Thermolite. Nachdem unsere Meru-Teile in Schweden und den Alpen nur so geht-so prima waren, gibts jetzt mal gute Markenstöcke. 460g.
- Eispickel. Gestern angekommen, ich bin total aufgeregt!!! Beim nächsten Schneehang, der mir über den Weg läuft, gibt es kein Halten. Von CAMP die "x-lite" Variante, ca. 300g.
- Merino-Unterhemden. Schön warm, hoffentlich reichts um nachts nicht zu frieren. Angeblich Anti-Stink. Von Decathlon.
- Seiden-Inlet für den Schlafsack. Für extra Wärme (vapor barrier) und um den sogenannten "hiker funk" aus dem Schlafsack zu halten. Ich hab gestern einen Prototyp selbst geschneidert, aus 05er Pongè Seide, das ist die die man auch für Seidenmalerei nimmt. Das Teil sieht soweit gut aus und wiegt tragbare 60g.
- Stirnlampe. Die Petzl e-lite wiegt spektakuläre 30g und kostet auch nicht viel.
- SPOT Satelliten Messenger. Um im Notfall nicht aufs Telefon angewiesen zu sein und den homies von Zeit zu Zeit ein paar Koordinaten zu schicken. wiegt ca 150g.

Ausrüstung die jetzt noch fehlt:

- Die leidige Kocher-Frage. wir werden einen Alkohol (Spiritus) Kocher selber bauen, das wird kein Problem. Es stellt sich eher die Frage nach einem guten Windschutz und einer stabilen Konstruktion für den "pot-stand". Gibts dafür einen deutschen Begriff?! Und natürlich, welcher Topf?!?! Leicht muss er sein, und billig. Ich habe mein Auge auf die von Anti-Gravity-Gear geworfen, bei racelite.de gibts sogar einen. hmmmmm.
- Genähtes: T-Shirts, Regenhosen für uns beide und ein Langarmshirt für mich. Außerdem Fliegennetze, Aufbewahrungsbeutelchen und etwas, um den Regen aus dem Rucksack zu halten. Entweder Regenschirm oder ein selbstgemachtes, optimiertes Regencape, die Entscheidung steht noch aus. Außerdem: Mützen und Handschuhe aus Fleece. Funktionstoff wie Silnylon will ich bei extremtextil.de bestellen, Seide gibts gut bei wollknoll.eu oder buttinette.de
- Einen Sonnenhut. Hochinteressant und extrem dorky ist der sogenannte Regenschirm-Hut. Genau. Wen's interessiert, möge das mal bei ebay eingeben.
- vielleicht ein paar Extrataschen an den Rucksack anbasteln, für Kamera, nasse Socken, Landkarte etc.

Außerdem müssen dringend die Landkarten von Halfmile (http://www.pctmap.net/ super Sache, bestes Kartenmaterial für 0€) ausgedruckt werden.

Soviel erstmal dazu... die Zeit rast, ich fasse es einfach nicht das ich in einem guten Monat schon drüben sein werde... GAAAHHHH!!!
Liebe Grüße, Louisa (und Kristina)